Boris Bethge

„Es ist leicht, sich in die neuesten technischen Errungenschaften zu verlieben und alle möglichen fotografischen Techniken auszuprobieren. Aber als Porträtfotograf sollte man immer daran denken, dass es am Ende um die Menschen geht, nicht um die Technik“, erzählt uns Boris. Deshalb hat er sich entschieden, alle technischen Barrieren beiseite zu räumen und sich ganz auf seine Motive einzulassen. Er arbeitet fast ausschließlich mit einer 50mm Festbrennweite, nur mit dem vorhandenen Licht und ohne zusätzliche Hilfsmittel, denn alles andere würde ihn ablenken. Das Eintauchen in die Welt des Motivs ist für Boris unglaublich wichtig.

Das bedeutet natürlich nicht, dass man moderne Technik nicht benutzen darf. Es geht vielmehr darum, sich bewusst zu machen, dass der Mensch im Mittelpunkt steht. Das Model ist der Fokus, nicht das Equipment. Das stellt sicher, dass am Ende des Tages Bilder entstehen, die Emotionen zeigen und nicht leblos wirken.

Für Boris sind Authentizität und Stimmung unverzichtbare Bestandteile seiner Bildsprache. Mit leidenschaftlicher Hingabe sucht er nach dem „Bild dazwischen“, das trotz Inszenierung beiläufig wirkt. So schafft er eine intensive Nähe zwischen Betrachter und Bild, die das Gefühl vermittelt, Teil des Geschehens zu sein. Seine Bilder wecken die Erwartung auf den Fortgang der Handlung und lassen Raum für das Kopfkino des Betrachters.

Seit 2018 publiziert Boris seine Arbeiten in gedruckter Form im Eigenverlag. Seine Bilder wurden im Stern, SWAN-Magazin, brennpunkt und vielen anderen Printmedien veröffentlicht. Einen Bilderroman fast ausschließlich mit Fotografien zu erzählen, ist für ihn eine neue Erfahrung. In diesem Genre gibt es fotografisch wenig Vergleichbares. Boris zeigt hier eindrucksvoll, wie man mit einfachen Mitteln cineastische Bildergeschichten realisieren kann. Sein Werk „Sisterhood of Secrets“ aus dem Jahr 2024 inspiriert und ermutigt dazu, selbst Geschichten auf diese Weise zu erzählen.

[ Text Boris Bethge und 10Fotos ]